10.03.2010 Ina Korter in Esens
Pressemitteilung vom 12.3.2010
Ina Korter: Konzepte der Landesregierung sind unausgegoren
Grünen - Landtagsabgeordnete diskutiert neue Erlasse an Haupt- und Realschule in Esens
"Zukunft liegt in der Gesamtschule"
Auf Landesebene werden zurzeit die neuen Grundsatzerlasse für die Hauptschulen und die Realschulen diskutiert. Sie waren eins der Themen, welche die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Ina Korter, zum Anlass genommen hatte, sich am 10. 3. an der Herbert-Jander-Hauptschule und der Carl-Gittermann-Realschule in Esens vor Ort zu informieren und mit Schulleitungen und weiteren Expertinnen und Experten zu diskutieren.
In Begleitung der Kreisvorsitzenden Ulrike Maus wurde zunächst gemeinsam in der neuen Mensa der Schulen zu Mittag gegessen. Korter und Maus zeigten sich sehr beeindruckt vom hellen und freundlichen Ambiente des großzügigen Speiseraums und der angenehmen Atmosphäre.
Schulleiter Werner Dorau führte nicht ohne Stolz durch die schönen Räumlichkeiten, die im Zuge der Ganztagsbetreuung geschaffen und aus Mitteln des Konjunkturpakets auf den neuesten Stand gebracht worden sind.
Während sich der bauliche Zustand der Schulen sehr positiv darstelle, und sie den Eindruck von sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen gewonnen habe, sehe sie für die weitere pädagogische Arbeit an den Schulen, falls die neuen Erlasse der Kultusministerin in der jetzigen Fassung umgesetzt werden, eine Reihe von Schwierigkeiten, sagte Ina Korter.
So sollten zwar die Hauptschulen und die Realschulen intensiver in Klasse 5-8 zusammen arbeiten, um angesichts zurückgehender Schülerzahlen Standorte zu erhalten und in allen Fächern mit Ausnahme der Kernfächer Mathe, Englisch und Deutsch könne gemeinsam unterrichtet werden, aber gleichzeitig würden dem entgegenstehende Regelungen gefordert.
Während an der Hauptschule an mindestens 80 Tagen in Klasse 9 und 10 Betriebspraktika durchzuführen seien, müssten dies an der Realschule in Klasse 8 -10 mindestens 30 Tage sein. Jede Realschule müsse zudem mindestens 2 Profile anbieten: Fremdsprachen, Wirtschaft, Technik oder Gesundheit und Soziales. Außerdem könnten beide Schulformen nach dem so genannten „Neustädter Modell“ mit verstärkter Berufsorientierung/ausbildung arbeiten. Dann werde an 3 Tagen an der Haupt- oder Realschule Unterricht erteilt, an 2 Tagen fände berufspraktische und berufstheoretische Ausbildung in der Berufsbildenden Schule statt. Ziel sei, dann in Klasse 9 und 10 die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres einer Berufausbildung zu vermitteln.Wie die Erlasse miteinander kompatibel seien, daran gebe es erhebliche Kritik, berichtete die Schulexpertin der Grünen. Auch sei nicht nachvollziehbar, mit welcher Begründung man vor allem Hauptschülern (mindestens 80 Praxistage!) einen großen Teil der Allgemeinbildung vorenthalte und sie stattdessen ab Klasse 9 bereits beruflich ausbilden wolle. Diese Jugendlichen müssten sich dann bereits am Ende der Klasse 8 entscheiden, welchen Beruf sie ergreifen wollen.
Der Landeselternrat habe deshalb die Erlassentwürfe abgelehnt, sie müssten nachgebessert werden.
Im Gespräch mit Realschulleiter Peter Sörnsen wurde außerdem die geplante massive Kürzung im Bereich Musik und Kunst im Realschulstundenplan angesprochen. Am Freitag, den 12.3.2010 wird der Kultusausschuss des Landtages noch einmal über die Erlasse diskutieren, beschlossen wird darüber im Landtag nicht, weil Erlasse laufendes Geschäft der Regierung sind.
Korter versprach sich weiter dafür einzusetzen, dass alle Schülerinnen und Schüler den Anspruch auf eine umfassende Allgemeinbildung behalten.
Während die Hauptschule über ein besonders ausgefeiltes und erfolgreiches Beratungs- und Unterstützungsprofil berichten konnte, fehlt der Realschule noch immer die seit 20 Jahren! erfolglos beantragte Beratungslehrkraft, da die dazu notwendige aufwändige Fortbildung bisher nicht bewilligt wurde. Auch in dieser Frage versprach die Grünen-Schulpolitikerin Unterstützung.
An beiden Schulen sprachen Ulrike Maus und Ina Korter die Entwicklung der Schülerzahlen an, wie sie aus dem Gutachten von Dipl.-Ing. Peter H. Kramer vom Januar 2010 hervorgeht.
Bis 2020 sei mit einem erheblichen Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen. Die Hauptschule könne nach diesen Prognosen einzügig werden, die Realschule eventuell nur noch zweizügig. Vor diesem Hintergrund müsse man frühzeitig darüber nachdenken, wie weiterhin qualifizierte und wohnortnahe Schulangebote bereitgestellt werden könnten. Ina Korter regte deshalb die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit der beiden Schulen zu einer kleinen Integrierten Gesamtschule (IGS) bis Klasse 10 an. Die gymnasiale Oberstufe könne dann beispielsweise im NiGe besucht werden, falls dort Kapazitäten frei würden oder in einem neu zu entwickelnden Oberstufenzentrum gemeinsam mit NiGe und BBS.
Die Bildungsbeteiligung im Landkreis Wittmund müsse erhöht werden, in Zukunft brauche man immer mehr Jugendliche mit qualifizierteren Schulabschlüssen und guter Bildungsgrundlage.
Zwar sei eine drei- oder vierzügige Gesamtschule momentan nach dem Schulgesetz nicht genehmigungsfähig, dieses Gesetz könne aber geändert werden, darüber entscheide der Landtag.
„Nachdem der Landkreis Osterholz jetzt gegen den Ablehnungsbescheid für eine neue IGS mit 2 Außenstellen Klage eingereicht hat, kommt sicher Bewegung in die unnötig restriktiven Vorgaben des Landes. Mit der Forderung nach Fünfzügigkeit bei Neugründungen von Gesamtschulen benachteiligt die Landesregierung vor allem den ländlichen Raum. Ich verspreche mir von einer integrierten Gesamtschule mehr qualifizierte Schulabschlüsse, da Gesamtschulen die individuellen Stärken der Schülerinnen und Schüler besser fördern können,“ so die Grünen-Abgeordnete.